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Der erste und einzige Weltflug des legendären „Graf Zeppelin“

Im August des Jahres 1929 fand die einzige Fahrt eines Luftschiffes rund um die Welt statt - aber gleich zweimal ...
vor 70 Jahren 01.08.1929 und 07.08.1929


Als Versuchsluftschiff geplant, erwies sich das Luftschiff „Graf Zeppelin“ bald als das bis dato beste Luftschiff der Welt. Dr. Hugo Eckener, der Pionier der Luftfahrt, welcher noch unter dem Grafen von Zeppelin gearbeitet hatte, ließ die Journalisten aus der ganzen Welt wissen: „Mit seiner größeren Marschgeschwindigkeit und seinem Fassungsvermögen an Betriebsstoff für eine 120- bis 130-stündige Fahrt ist es bei der Mitnahme einer Nutzlast von 12 bis 16 Tonnen befähigt, sicher den Ozean zu überqueren. Dieses Schiff wird der Wegbereiter sein für einen weiteren technischen Fortschritt im Bau von Zeppelinen, die Länder und Meere in friedlicher Fahrt verbinden.“ Mit der ersten Probefahrt quer durch Deutschland wollte sich Dr. Hugo Eckener vor allem beim deutschen Volk bedanken, welches mit den kleinsten Spenden den Bau überhaupt ermöglicht hatte. Die Begeisterung in allen Städten war triumphal. Alle Ortschaften hatten sich geschmückt und auf die Besatzung machte es den Eindruck, als wäre überall Karneval auf den Straßen.

Die im Oktober 1928 stattfindende Amerika-Fahrt wurde zu einer ersten Bewährungsprobe. LZ 127 geriet in ein Unwetter, Reparaturen während der Fahrt wurden notwendig. Eckener notierte ins Bordbuch: „Das Unwetter hat jedoch einen wichtigen Aufschluss gegeben: Es bewies, dass die Konstruktion außerordentlich stabil ist.“ Die ganze Welt war in Aufruhr geraten, als die Telegrafen vom Hilferuf des „Graf Zeppelin“ berichteten. Eckener sandte nach Amerika ein Telegramm: „Reparatur beendet. Stop. Motoren arbeiten mit voller Kraft. Stop. An Bord alles wohl. Stop. Graf Zeppelin.“ Doch am Tage der eigentlichen Ankunft suchten hunderttaussende Augenpaare in Lakehurst bei New York umsonst den Himmel nach der „Silbernen Zigarre“ ab. Vor der Küste war LZ 127 wiederum auf eine Schlechtwetterfront getroffen. Eckener erinnerte sich: „Das Schiff tanzte und bockte, gleichzeitig schlug prasselnder Regen und Hagel gegen seine Flanken. Schweigend schauten die Passagiere in den Hexensabbat hinaus.“ Mit einem Tag Verspätung traf das Luftschiff ein und hatte damit die erste Passagier- und Luftpostreise Europa-Amerika in 111 Stunden und nach 10.000 km bewältigt. Nach der Rückkehr unternahm „Graf Zeppelin“ eine politische Reise nach Palästina. Der Reichstag hatte sich für den Bau eines Panzerkreuzers entschieden, eine weitere Unterstützung des Luftschiffbaus hingegen abgelehnt. Nun fuhr Eckener mit Regierungsvertretern, um sie für Luftschiffe zu begeistern. Bei der folgenden Fahrt nach Amerika im Mai 1929 fielen nacheinander alle Motore aus. In Frankreich gelang eine Notlandung und die Reparatur. Obwohl diese Fahrt in einer Katastrophe hätte enden können, entschied sich Dr. Eckener in diesen Tagen zu seiner Weltfahrt rund um den Erdball. Das größte Problem war das liebe Geld. Eine Million Reichsmark wurden benötigt. Die Regierung gab trotz Werbefahrt nichts dazu. Deutsche Zeitungsverlage und der amerikanische Zeitungsverleger Hearst brachten für die Exklusiv-Rechte die Hälfte des Geldes auf. Den Rest des Geldes zahlten Briefmarkensammler aus aller Welt, um in Briefmarken zu investieren, die den Stempel der ersten Weltumrundung trugen.
Hearst aber bestand darauf, dass es eine amerikanische Weltfahrt werde. Eckener entschied sich zu einem Kompromiss, erst nach Lakehurst zu fahren, um dort die amerikanische Weltumrundung zu beginnen, und dann nach Friedrichshafen zurück, um dort die deutsche Weltumrundung zu starten. So gab es schließlich mit einem Flug zwei Weltumrundungen.

Am Morgen des 1. August 1929 um 3.30 Uhr startete in Friedrichshafen die LZ 127. Nach nur 95 Stunden und 22 Minuten war „Graf Zeppelin“ in Lakehurst eingetroffen. Am 7. August startete dann die amerikanische Weltfahrt, die vorerst nach Friedrichshafen zurückführte. Und am 15. August begann von hier die deutsche Weltumrundung. Nach vier Tagen, genau gesagt nach 101 Stunden und 49 Minuten, ununterbrochener Fahrt traf das Luftschiff in Tokio ein. Ein Empfang im Kaiserlichen Sommerschloss war die Belohnung für diese erste und längste Etappe. Am 23. August startete das Schiff erneut, um nach 68 Stunden San Francisco zu erreichen und später in Los Angeles zu landen. Beim Hollywood-Empfang begrüßte Charlie Chaplin die Luftschiffer. Mit einer Parade wurde die Ankunft des Zeppelin nach 21 Tagen am 29. August in New York gefeiert.

Am Morgen des 1. September 1929 ging es dann weiter nach Friedrichshafen. Nach 4 Tagen und 19 Stunden erreichte LZ 127 Konstanz. Rund 40.000 Zuschauer begrüßten das Luftschiff am Ende der deutschen Weltfahrt. Innerhalb von 35 Tagen hatte das nun weltberühmte Luftschiff „Graf Zeppelin“ in 6 Etappen insgesamt 49.618 km zurückgelegt. Eine Meisterleistung, die in dieser Form bis heute einmalig blieb. Dr. Eckener stellte sich danach die Frage: „Hätte Jules Verne trotz aller Kühnheit seiner Gedanken dies je für möglich gehalten?“ Das LZ 127 besuchte in den Folgejahren auch viele Städte von Sachsen-Anhalt. Mit dem Kriegsbeginn 1939 wurde LZ 127 abgewrackt, Hugo Eckener ging in den Ruhestand. Am 14. August 1954 verstarb dieser große Enthusiast, der den Ehrennamen „Magellan der Lüfte“ erhalten hatte. Axel Kühling

Das Starrluftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“
Finanzierung: 2,3 Mio. RM aus Volksspende, 1,1 Mio RM vom Staat
0,8 Mio. RM Eigenmittel Luftschiffbau Zeppelin GmbH
Bauzeit: 21 Monate
Fertigstellung: 18. September 1928 als Versuchsluftschiff
Maße: Länge: 236,6 m, Durchmesser: 30,5 m
Traggasvolumen: 105.000 m3
Antrieb: Maybach-Ottomotoren VL 2 mit je 390 kW (530 PS)
erstmals mit Treibgas (Blaugas) oder Benzin
Geschwindigkeit: Höchst: 130 km/h, Reise: 118 km/h
Reichweite: 12.000 km
Besatzung: 45 - 50 Mann Passagiere: 20

Bild - unten: „Graf Zeppelin“ 1931 über Magdeburg
- Mitte: Nach der ersten Atlantiküberfahrt - die Luftschiffhalle in Lakehurst bei New York
- oben: Dr. Hugo Eckener (Mitte) bei der gefeierten Ankunft in Lakehurst.

 

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