Kolumne des Monats
April 2014

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Kein Anschluss ohne Kummer

Mit Grimm reagierten die Fans von Uli Hoeneß auf seine Verurteilung zu dreieinhalb Jahren Gefängnis. Insbesondere in Bayern. Deshalb plant Bayern jetzt ebenfalls ein Referendum, bei dem darüber abgestimmt werde soll, ob Bayern in Deutschland verbleibt, oder sich der Schweiz anschließt. Dadurch müsste Uli Hoeneß nämlich nicht ins Gefängnis, weil die 28,5 Millionen, die er jetzt in Deutschland hinterzogen hat, dann zu dem Land gehören, wo sie eh schon sind. Die Schweiz hat bereits verlauten lassen, einen solchen put in respektieren zu wollen, und den FC Bayern sogar zur eidgenössischen Nationalmannschaft zu machen. Seit dem Urteil gegen Uli Hoeneß wird Bayern von gewaltigen Demonstrationen erschüttert. Bürgerrechtler demonstrierten schon während des Prozesses vor dem Gericht mit Transparenten wie „Strafrichter ans Telefon“ oder „Sulidarität für Hoeneß.“ Welch ein Volkswitz! S... Uli... Und was der Putin mit der Krim kann, kann Hoeneß mit Bayern allemal. Zwischen beiden gibt es durchaus Gemeinsamkeiten. Beide wurden im gleichen Jahr geboren. Beide haben sich ein mächtiges Imperium aufgebaut. Der Hoeneß den FC Bayern, der Putin Russland. Beide leiden am „Jekyll & Hyde - Syndrom“. Putin verwandelt sich über Nacht vom Staatsmann in feinem Zwirn in einen Angler mit freiem Oberkörper, einen Reiter oder Tiefseetaucher. Hoeneß gibt sich tagsüber als Vater Theresa und sagt Sätze wie: „Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.“ Nächtens verwandelt er sich dann in ein geldgieriges Monster, das schnell mal 18 Millionen Schwarzgeld in einer Nacht verzockt. Am Tage litt er dann wieder unter Finanzalzheimer und sagte dem Gericht, dass habe alles die Bank gemacht. Dummerweise hatte er aber 2011 im „Handelsblatt“ gesagt: „Ich habe keinen Banker, der allein entscheidet. Die letzte Entscheidung habe immer ich selbst.“ Im Fußball nennt man so was Eigentor. Aber der Fußball hat mit dem wirklichen Leben immer weniger zu tun. Was sind im Fußball schon 28 Millionen? Im wirklichen Leben könnte man damit den Regelsatz von ca. 70 000 Hartz-IV Beziehern finanzieren. Im Fußball kriegt man für 28 Millionen gerade mal einen Torwart von Schalke nach München. Im richtigen Leben nennt man das Menschenhandel. Im Fußball Transfer. Und deshalb nahm Uli Hoeneß sein Urteil auch sportlich. Er verzichtete auf eine Revision. Oder, um im Fußballdeutsch zu bleiben: Er wechselt für 28 Millionen jetzt vom FC Bayern München zu JVA Landsberg und hat dort einen Dreieinhalb-Jahresvertrag. Danach wird er den ihm gebührenden Platz in den Medien wieder einnehmen. Mit Alice Schwarzer, Klaus Zumwinkel und Boris Becker moderiert er dann die Sendung „Das moralische Quartett“.