Kolumne des Monats
August 2016

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Die ganze Welt ist Bühne

Nachdem wir den Dexit Deutschlands aus der Europameisterschaft verkraftet haben, können wir uns nun wieder dem Brexit zuwenden, Englands Beitrag zum Shakespeare-Jahr 2016. Und der William hat ja mal gesagt: „Wenn du den Eindruck hast, dass das Leben Theater ist, dann such dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht.“ Und das haben die Engländer gemacht. Die einen spielten die Aussteiger, die anderen die Drinbleiber. Der ganze Brexit ist quasi ein großes Theater. Oder Performänz, wie man ja heute sagt. Und die besteht darin, dass die gesamten Shakespeare-Stücke aufgeführt werden. Los ging´s mit „Hamlet“: „Sein oder nicht sein“ - in der EU – „das ist hier die Frage.“ Und dann haben sich die Briten in zwei Ensembles aufgeteilt. Die Aussteiger führten den „Kaufmann von Venedig“ auf und sagten zur EU: „Ich will mit euch handeln und wandeln, ... aber ich will nicht mit euch essen, mit euch trinken, noch mit euch beten.“ Die, die in der EU drin bleiben wollten, inszenierten „Ende gut, alles gut“ und warnten: „Der König wird zum Bettler nach dem Spiel“. Was soviel heißt, wie: Elisabeth II fällt in Hartz IV. Die Aussteiger konterten darauf mit „Othello“: „Wer´s glaubt wird selig.“ Darauf die Drinbleiber frei mit „Romeo und Julia“: „Es ist nicht die Nachtigall und nicht die Lerche. Es ist er DAX!“ Und da hatten die recht. Der DAX hatte nach dem Brexit sofort einen Brechsit - er kotzte ab. Ein Pfund wäre plötzlich nur noch 50 Gramm... oder so ähnlich, drohte die Börse. Jetzt jammerten auch schon die ersten Aussteiger wie „König Lear“: „Es ist ein Fluch der Zeit, dass Tolle Blinde führen.“ Damit meinten sie den Boris Johnson, der als „King Boris“ erst wie wahnsinnig für den Brexit getrommelt hat und sich nun feige in die Büsche schlug. Das ist eben der Unterschied zwischen „King Lear“ und „King Boris“. Der Lear wurde erst im hohen Alter bekloppt. Und nun laufen erste Versuche, den Brexit rückgängig zu machen. Ihn als „Komödie der Irrungen“ hinzustellen, in der es heißt: „Nein sagt ein Mädchen, weil's die Sitte will, und wünscht, dass es der Frager deut' als Ja.“ An dieser Stelle betrat der Heiko die Bühne. Nicht der Deutschmann, sondern der Maas und zitierte „Maß für Maß“: „Verdammt ist jede Schuld schon vor der Tat.“ Was so viel heißt, wie: Ob bei einer Vergewaltigung oder beim EU-Austritt: Nein heißt Nein! Nun, fragen sich ja viele, ob die EU aus dem Theater eine Lehre gezogen hätte, denn in „Viel Lärm um nichts“ heißt es: „Glücklich sind, die erfahren, was man an ihnen aussetzt, und sich danach bessern können.“ Aber leider scheint dieses Stück in Brüssel völlig unbekannt zu sein, denn der Juncker agiert weiter nach der Devise: Euroland in Juncker-Hand. Was die Länder dazu sagen ist ihm - wörtlich - „schnurzegal“. Wer also jetzt annimmt, die EU hätte aus dem Brexit irgendetwas gelernt, der träumt einen schönen „Sommernachtstraum“.